Klei­ne Biene

Auf dem Bal­kon sitzt ei­ne Bie­ne – auf dem Bo­den. Sie be­wegt sich nicht, aber ich se­he: sie lebt.

Ich ren­ne in die Kü­che, ho­le ein fla­ches Ge­fäß, fül­le es mit Was­ser und ge­be et­was Zu­cker hin­ein und het­ze zu­rück auf den Bal­kon und stel­le es vor die Biene.

Die Bie­ne re­agiert nicht. Ich strei­che vor­sich­tig et­was von dem Zu­cker­was­ser auf den Bal­kon­bo­den. Doch sie igno­riert es. Vor­sich­tig ver­su­che ich es er­neut und dann re­agiert die Bie­ne und „schleckt“ vor­sich­tig von dem sü­ßen Nass. 

Doch lei­der sitzt die Bie­ne wei­ter­hin recht leb­los auf dem Bo­den. Ich ver­su­che sie er­neut mit Zu­cker­was­ser auf­zu­päp­peln und sie geht dar­auf ein. Doch dann be­wegt sie sich nicht mehr, sitzt ein­fach da und ich wer­de trau­rig. Kann ich dem klei­nen Bien­chen nicht hel­fen?

Ich pus­te sie vor­sich­tig an, ver­su­che ihr mit mei­nem Atem et­was Wär­me zu ge­ben. Doch sie re­agiert nicht.

Doch dann putzt sie sich, aber sonst ge­schieht da­nach nichts mehr.

Vor­sich­tig he­be ich die Bie­ne vom Bo­den hoch und setz­te sie auf ei­nen höl­zer­nen Un­ter­grund, er ist nicht so kalt, wie der stei­ner­ne Bo­den des Bal­kons. Lei­der ist es kühl drau­ßen und es geht ein leich­ter Wind. Doch dann kommt die Son­ne. Ich „plat­zie­re“ die Bie­ne in die Son­ne, bie­te er­neut Zu­cker­was­ser an. Die Bie­ne nimmt an. Auf ein­mal streckt und reckt sie sich, putzt sich und dann: dann hebt sie ab. Sie schafft es: sie fliegt.

Sie fliegt da­von und kurz da­nach kommt sie zu­rück und fliegt vor mir ei­nen Kreis. Ich se­he sie und bin glück­lich. Sie fliegt da­von und kurz da­nach kommt sie noch ein­mal zu­rück und dann ist sie weg. Ich glau­be, sie hat mir „dan­ke“ ge­sagt. Ich bin glück­lich. Mir stei­gen die Trä­nen vor Freu­de in die Au­gen.

Dan­ke, für die­se 20 Mi­nu­ten auf dem kal­ten Bal­kon­bo­den. Dan­ke, für die­ses hilf­lo­se Bien­chen. Dan­ke, für die Ret­tung. Dan­ke Gott, dass ich et­was Gu­tes tun konn­te. Dan­ke, für dies al­les und für mehr: Dan­ke Gott, ich bin glücklich. 

Gast­freund­schaft

Ges­tern (Sonn­tag) fuhr ich mit mei­nem Mann zu ei­ner uns un­be­kann­ten Kir­che in der Nä­he un­se­res Wohn­or­tes. Wir woll­ten die­se besichtigen.

Als wir dort an­ka­men, be­merk­ten wir durch die leicht of­fen ste­hen­de Tür, dass sich noch ei­ni­ge Per­so­nen im Ein­gangs­be­reich der Kir­che auf­hiel­ten. Zu­erst zö­ger­ten wir kurz, aber dann gin­gen wir auf die Kir­che zu. Es war kurz nach zwölf Uhr mit­tags, da­her konn­te es sich nicht mehr um ei­nen Got­tes­dienst han­deln, wir wür­den al­so nicht stö­ren. Als wir nä­her ka­men, sa­hen wir, dass es sich um ei­nen Kir­chen­kaf­fee (al­so den Kaf­fee nach dem Got­tes­dienst) han­del­te, den es in ei­ni­ge Ge­mein­den gibt. Wir gin­gen zur Tür und tra­ten ein. Die Men­schen sa­hen uns an und lie­ßen uns wort­los durch, so dass wir den Kir­chen­raum be­tre­ten konnten.

Es war ei­ne sehr in­ter­es­san­te Kir­che und ob­wohl sie ein­mal zer­stört wor­den war, gab es noch ei­ne al­te, schö­ne Wand­ma­le­rei. Auch die At­mo­sphä­re ge­fiel mir sehr gut. Wir gin­gen durch die Kir­che, blie­ben im­mer wie­der ste­hen und schau­ten uns um. Da­bei wur­den wir von den un­ter­schied­li­chen Men­schen be­ob­ach­tet, die sich dort an ver­schie­de­nen Or­ten auf­hiel­ten. Wir stan­den so­gar ein­mal di­rekt ne­ben ein paar von ih­nen, so dicht, dass wir ih­re Ge­sprä­che hö­ren konn­ten. Aber au­ßer uns selt­sam an­zu­schau­en, ge­schah nichts. Da­bei hat­te ich ge­hört, dass die­se Kirch­ge­mein­de sehr le­ben­dig und ein­la­dend sei. Ich fühl­te mich al­ler­dings nicht ein­ge­la­den, son­dern eher wie ein Son­der­ling, mit dem man nichts an­fan­gen kann, wo man sich fragt, wie es sein kann, dass sich ein Mensch ein­fach so in der Kir­che um­schaut, ein­fach so in „ih­rem“ Ge­bäu­de herumgeht?

Ich hät­te mich sehr über ein „Gu­ten Tag“ oder ein „Hal­lo“ ge­freut. Oder auch über ein paar In­fos über das Kir­chen­ge­bäu­de und/oder über ei­ne Ein­la­dung zum nächs­ten Got­tes­dienst oder zu ei­ner an­de­ren Ver­an­stal­tung ih­rer Ge­mein­de. Von der Freu­de über ei­ne Ein­la­dung zu ei­ner Tas­se Kaf­fee will ich hier ja gar nicht schreiben.

Und wie­der ist sie da, mei­ne üb­li­che Fra­ge: „Wo bleibt die Gast­freund­schaft?“ Und wo sind die Men­schen, die an­de­re Men­schen zu Je­sus füh­ren möch­ten? Wo sind die gläu­bi­gen Men­schen, die da­für bren­nen, die fro­he Bot­schaft wei­ter­zu­ge­ben? War­um bleibt man lie­ber un­ter­ein­an­der und re­det wei­ter und „wirft“ uns nur ko­mi­sche Bli­cke zu, statt ei­nen Frem­den als Chan­ce zu sehen?

In der Kir­che wird über Gast­freund­schaft ge­re­det und ge­pre­digt. Doch es bleibt bei Wor­ten, statt bei Taten.

Je­sus sprach: „Ich war fremd und ihr habt mich bei euch auf­ge­nom­men“ (Mt, 25,35b) Wür­de Je­sus heu­te noch aufgenommen?

Stei­ne und Mauern

Kis­ten öff­nen – Ge­gen­stän­de sich­ten – Ge­gen­stän­de aussortieren …

Es ist, als ob man Mau­ern, die man um sich auf­ge­baut hat, nie­der­reisst. Doch beim Nie­der­reis­sen fal­len Stei­ne her­ab, sie lie­gen da und dort und blo­ckie­ren den Weg.

Stei­ne zu­sam­men sam­meln und an ei­nem an­de­ren Ort zu­sam­men­tra­gen – auf­pas­sen, dass nicht wie­der ei­ne neue Mau­er entsteht.

Nicht je­der Stein im ei­ge­nen Le­ben muss zu ei­nem Turm auf­ge­baut wer­den – manch­mal ist es auch hilf­reich ein Bau­werk wie­der ab­zu­reis­sen – ab­zu­bau­en – rückzubauen.

Stei­ne aus dem Weg räu­men – den Weg frei­ma­chen – befreien.

Frei ma­chen – frei wer­den für das, was wer­den kann und will.

Die Luft wie­der spü­ren, die die Mau­er nicht mehr durch­ge­las­sen hat – Luft zum At­men erhalten.

Das Licht se­hen, wel­ches leuch­tet – und nun nicht mehr durch das Mau­er­werk ver­deckt ist.

Die Stei­ne weg­brin­gen, aus dem Weg schaf­fen – Wei­te se­hen und wahrnehmen.

Of­fen sein für Neu­es – of­fen sein für ei­nen neu­en Weg – of­fen sein für das, was Gott vor­ge­se­hen hat.

Die Luft, das Licht und die Frei­heit wahr­neh­men und ge­spannt sein, wo­hin der wei­te­re Weg führt.

Und bis da­hin – Ge­duld ha­ben – Ge­duld ler­nen und hof­fen zu er­ken­nen, was Got­tes Wil­le ist.

Weg­werf­ge­sell­schaft

Nach lan­gen Ta­gen des Aus­mis­tens der Woh­nung und kal­ten Wo­chen­en­den auf dem Spei­cher ka­men zum Mus­kel­ka­ter (vom He­ben der schwe­ren Kis­ten und Bü­cher) noch ei­ni­ge Blut­ergüs­se hin­zu und ei­gent­lich soll­te dann auch die Bro­cki kom­men, die wir für den nächs­ten Frei­tag be­stellt hatten.

Ei­ne Wo­che vor dem ge­wünsch­ten Ab­hol­ter­min für un­se­re über­zäh­li­gen und dop­pel­ten Ge­gen­stän­de und Bü­cher mach­ten wir den Ter­min aus. Die­ser fes­te Ter­min führ­te dann da­zu, sich noch mehr ins Zeug zu le­gen, da­mit auch al­les bis zum Ter­min fer­tig aus­ge­räumt wäre.

Vol­ler Vor­freu­de, dass wir nun bald wie­der mehr Platz in der Woh­nung, auf dem Spei­cher und im Kel­ler ha­ben wür­den, er­war­te­ten wir den Wa­gen der Bro­cki – aber er kam nicht. Beim Nach­fra­gen kam her­aus, dass un­ser Na­me gar nicht im Ka­len­der ver­merkt war. Nach meh­re­ren Te­le­fo­na­ten wur­de uns ge­sagt, dass ein Wa­gen bald zu uns kä­me. Kur­ze Zeit spä­ter kam ein Mann, der der Chef sein soll­te (laut An­ruf vom Fah­rer des Klein­las­ters, der sich auch noch mel­de­te). Der an­geb­li­che Chef er­klär­te mei­nem Mann, dass sie die Bü­cher gut ge­brau­chen könn­ten, den Rest man aber ent­sor­gen müss­te – das wür­de uns 300,00 Fran­ken kos­ten. Wie bit­te? Wir wol­len gut er­hal­te­ne Ge­gen­stän­de ver­schen­ken und sol­len nun zah­len? Nein, das kann nicht sein. Auf Drän­gen (wir be­nö­tig­ten den Platz) nahm er dann we­nigs­tens das Bett mit, liess uns al­ler­dings die Ma­trat­zen zu­rück, die jetzt im­mer noch im Weg rum ste­hen 🙁  Da sie nun kei­ne Zeit hät­ten, sie hät­ten halt noch vier Ter­mi­ne, könn­ten sie jetzt nichts wei­te­res mit­neh­men. Sie kä­men dann aber in ei­ner Wo­che er­neut zu uns. Die ge­nann­ten 300,00 Fran­ken wä­ren üb­ri­gens erst ei­ne Schät­zung, es müss­te al­les noch ein­mal ge­nau an­ge­se­hen wer­den, es könn­te auch noch teu­rer wer­den. Die­ser Chef war sehr un­freund­lich und trat auch laut und mas­siv auf. Aus­ser­dem be­haup­te­te er, dass wir den Ter­min (den er ja ver­ges­sen hat­te – aber es nicht zu­gab) gar nicht schon vor ei­ner Wo­che mit ihm aus­ge­macht hät­ten. Es war ei­ne sehr un­an­ge­neh­me Erfahrung.

So frag­ten wir bei ei­ner an­de­ren Bro­cki an, ob sie Zeit und In­ter­es­se an un­se­ren Bü­chern und Haus­halts­ge­gen­stän­den hät­ten. Ein Mann kam zum Be­sich­ti­gen und sag­te, dass es uns 650,00 Fran­ken kos­ten wür­de. Es müss­te al­les ent­sorgt wer­den, auch die Bü­cher. Wenn wir ei­ne Mul­de be­stel­len wür­den, wür­de es uns 800,00 Fran­ken kos­ten, da­her wä­re er ja bil­li­ger. Wir lies­sen ihn wie­der fahren.

Aber hal­lo – wo le­ben wir denn?
Wir hat­ten Schrän­ke, or­dent­li­ches gut er­hal­te­nes Ge­schirr, Töp­fe, Be­steck, Glä­ser, ei­nen Mas­siv­holz­tisch, ein Re­gal, Lam­pen, Tup­per­schüs­seln, Spie­le, Plüsch­tie­re und und und – und über 1.000 Bü­cher. Und das al­les soll ent­sorgt wer­den, ob­wohl es gut er­hal­ten ist?
Es hat mich ei­ni­ge Trä­nen ge­kos­tet zu er­fah­ren, dass nie­mand mehr so et­was ha­ben möch­te, son­dern dass es im­mer al­les neu sein muss. War­um gibt es kei­ne Mög­lich­keit Ge­brauchs­ge­gen­stän­de wei­ter zu be­nut­zen? Wir woll­ten sie ja nur weg­ge­ben, weil wir vie­les dop­pelt hat­ten, da wir ja zwei Haus­hal­te zu­sam­men­ge­legt hatten.
Zum Glück fiel mir ein gu­ter Freund ein, der vie­le Men­schen kennt und die­sen auch hilft. Ein An­ruf und ei­ne hal­be Stun­de spä­ter war er da und pack­te sein Au­to voll. Er freu­te sich, dass er die Ge­gen­stän­de mit­neh­men konn­te, von de­nen er wuss­te, dass er sie wei­ter­ge­ben kann. Ei­nen Tag spä­ter er­fuh­ren wir, dass un­se­re Ge­gen­stän­de den Weg zu ei­ner Gross­fa­mi­lie ge­fun­den ha­ben und die­se sich rie­sig dar­über freu­te und uns vie­le dank­ba­re Grüs­se aus­rich­ten liess. Das tut gut – zu wis­sen, je­man­dem et­was Gu­tes ge­tan zu haben.
Den Rest ha­ben wir nun aus­ein­an­der ge­nom­men, zer­legt und ord­nungs­ge­mäss müll­tech­nisch getrennt.
Al­te Ski und Ski­stö­cke ha­ben wir ins Sport­ge­schäft ge­bracht und wur­den dort gra­tis zu­rück­ge­nom­men. Glä­ser in den Glas­con­tai­ner, Me­tall zum Con­tai­ner, Elek­tro­ge­gen­stän­de zu­rück ins Ge­schäft. In die­sem Zu­sam­men­hang ha­ben wir dann gleich auch noch Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al, Sty­ro­por und Klei­der­bü­gel und und und ins Ein­kaufs­zen­trum zum Ent­sor­gen ge­bracht. Das war ein Akt, denn so oh­ne Au­to ist das al­les sehr schwie­rig. Aber mit gu­ter Or­ga­ni­sa­ti­on ist fast al­les zu schaf­fen. Nun kom­men noch die gros­sen Ge­gen­stän­de (z. B. die Ma­trat­zen) zum Müll und Woll­de­cken, Bett­de­cken und Ta­schen zur Alt­klei­der­samm­lung. Dann blei­ben nur noch die Schrän­ke, die noch aus­ein­an­der­ge­nom­men wer­den müs­sen – aber das ist jetzt auch noch zu schaffen :-).
Un­se­re Ei­gen­ent­sor­gung be­läuft sich mo­men­tan auf ei­nen Be­trag von un­ter 40,00 Fran­ken. Wenn wir noch die Schrän­ke be­rech­nen, dann kom­men wir ins­ge­samt wohl auf ins­ge­samt 70,00 Fran­ken. Das ist doch schon ein rie­si­ger Unterschied.

Ach ja, die Bü­cher, die ha­ben wir noch ab­ho­len las­sen von ei­nem Ehe­paar, das die Bü­cher wei­ter­ver­kauft (zwar nicht für ei­nen gu­ten Zweck, son­dern für ih­ren ei­ge­nen Geld­beu­tel), aber so sind die Bü­cher we­nigs­tens nicht im Pa­pier­müll ge­lan­det – es wa­ren dann üb­ri­gens um die 1.500 Bü­cher. Die Ab­ho­ler muss­ten zwei Mal fah­ren ;-)))). Der un­freund­li­chen Bro­cki ha­ben wir dann ab­ge­sagt, ir­gend­wie schie­nen sie nun doch et­was trau­rig zu sein – viel­leicht, weil ih­nen die Bü­cher ent­gan­gen sind, die sie ja hät­ten ge­brau­chen können?

Fa­zit: Ich bin ent­setzt dar­über, in was für ei­ner Ge­sell­schaft wir le­ben. Geht es uns al­len zu gut? War­um kön­nen gut er­hal­te­ne Ge­gen­stän­de nicht wei­ter­ver­wen­det wer­den? War­um muss al­les neu ge­kauft wer­den? Ich dach­te, es gibt auch Ar­mut in der Schweiz? Wo sind die Men­schen, die sich freu­en über ge­schenk­te Mö­bel oder sons­ti­ge Ge­gen­stän­de, die ja kei­nes­wegs alt und un­an­sehn­lich wa­ren? Ich ha­be z. B. mein gu­tes Eschen­bach-Por­zel­lan ab­ge­ge­ben, wel­ches auch sehr edel aus­sah. Wo kann man noch hel­fen mit die­sen Din­gen? Ist die Aus­sa­ge wahr, dass selbst Asy­lan­ten nur neue Ge­gen­stän­de wol­len und sich nicht mit Ge­brauch­tem ab­ge­ben? Ich kann das ir­gend­wie nicht glau­ben und bin im­mer noch dar­über geschockt.

Wir le­ben in ei­ner Weg­werf­ge­sell­schaft, al­les muss neu sein, al­les wird ent­sorgt. Und wo lan­det dann der gan­ze „Müll“? In Afri­ka? In den Welt­mee­ren? Wird der Müll dann an­ge­zün­det und die Luft ver­pes­tet, wird noch mehr Plas­tik die Ge­wäs­ser ver­un­rei­ni­gen? Wir soll­ten wie­der Ge­gen­stän­de bau­en, die ei­ne lan­ge Le­bens­dau­er ha­ben. Mö­bel, die qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig sind, aber auch be­zahl­bar. Es soll­te Ma­te­ri­al ver­wen­det wer­den, wel­ches re­cy­cel­bar ist. Wir sol­len Elek­tro­ge­rä­te wie­der re­pa­rie­ren, statt zu ent­sor­gen und neu anzuschaffen.

Wie geht das bloss wei­ter – was muss noch pas­sie­ren, da­mit wir auf­wa­chen und uns auf das We­sent­li­che kon­zen­trie­ren? Wann den­ken wir end­lich an un­se­re Um­welt und an un­se­re Mit­men­schen, de­nen wir hel­fen könn­ten – viel­leicht auch durch ein paar Haus­halts­ge­gen­stän­de? Wann hö­ren wir da­mit auf, im­mer mehr Bil­lig­kram her­zu­stel­len und da­mit Un­men­gen an Müll zu pro­du­zie­ren? Wann den­ken wir end­lich nach­hal­tig, auch im Be­reich Mö­bel oder sons­ti­gen Ge­gen­stän­den? Wann wird das Re­pa­rie­ren wie­der wich­ti­ger als das Wegwerfen?

Weg mit der Weg­werf­ge­sell­schaft – hin zur Er­hal­tungs­ge­sell­schaft. Er­hal­tung der Gü­ter, Er­hal­tung der Na­tur und der Welt – oh­ne die es kein Le­ben gibt.

Aus­mis­ten die Zweite

Auch heu­te ha­be ich wie­der aus­ge­mis­tet. Ja, es gibt viel zu tun – auch weiterhin.

Wenn zwei Men­schen mit ih­rem je­wei­li­gen Haus­rat zu­sam­men in ein 7‑Zimmer (Pfarr-)haus zie­hen und nach und nach das Haus, die Ga­ra­ge und den Spei­cher fül­len, dann ein paar Jah­re spä­ter in ei­ne 4,5 Zim­mer-Woh­nung zie­hen und vor dem Um­zug nur we­nig Zeit be­stand zum Aus­mis­ten und nach dem Ein­zug in die Woh­nung eben­falls kei­ne Zeit da­zu blieb, dann wird es ir­gend­wann ein­mal Zeit da­zu. In den letz­ten Jah­ren, seit wir in die­ser Woh­nung woh­nen, ha­be ich an der Uni stu­diert, mein Mann ge­ar­bei­tet und wir ha­ben vie­le Bü­cher-Bro­ckis ent­deckt, al­so Ge­schäf­te, wo man ge­brauch­te Bü­cher preis­wert er­wer­ben kann. So kam dann das ein- oder an­de­re Buch in un­se­ren Be­sitz und so­mit in un­se­re Wohnung.

Nun ist da­mit erst ein­mal Schluss. Nicht, dass wir kei­ne Bü­cher mehr lie­ben, nein, jetzt wird erst ein­mal Platz ge­schafft. Zeit­schrif­ten durch­schau­en und weg­wer­fen. Bü­cher aus­sor­tie­ren, dop­pel­te Haus­halts­ge­gen­stän­de in Kar­tons pa­cken und über­haupt mal ei­nen Schrank nach dem an­de­ren aus­räu­men und nur noch ein­räu­men was wirk­lich ge­braucht wird und wirk­lich wich­tig ist und der Rest kommt weg. Wenn das al­les mal ge­schafft ist, kommt noch der Kel­ler und der voll­ge­pack­te Spei­cher. Was sich dort wohl noch al­les so fin­den lässt, in den Kis­ten und Schach­teln, die schon so lan­ge dort rum stehen?

Und dann mal end­lich die Bro­cki an­ru­fen, da­mit sie un­se­re Bü­cher und gut er­hal­te­nen Haus­halts­ge­gen­stän­de und sons­ti­ges ab­holt und die­se für ei­nen gu­ten Zweck ver­kau­fen kann. Viel­leicht soll­te man dies jetzt schon mal tun und dann spä­ter ein zwei­tes Mal. Dann ist schnel­ler der Er­folg sicht­bar und das ist wichtig.

Aus­mis­ten macht Ar­beit, aber ich freue mich im­mer mehr über den hof­fent­lich bald ent­ste­hen­den Frei­raum – da­mit wie­der mehr Luft zum At­men da ist. Noch ist es ein Ver­la­gern von A nach B (von den Ge­gen­stän­den die wir in die Bro­cki ge­ben wol­len) und das macht mal ge­ra­de über­haupt kei­nen Platz, aber das wird sich si­cher­lich auch bald ändern.

Hof­fent­lich hält mei­ne Aus­mist-En­er­gie noch län­ger an – da­mit ich die­se noch lan­ge nut­zen kann.

So – ge­nug für heute.

Was soll ich schreiben?

Nun ist mein Blog noch so frisch und mir fällt nichts ein, was ich schrei­ben kann, da­bei ha­be ich mir vor­ge­nom­men, mög­lichst je­den Tag et­was zu schrei­ben. Aber über was soll ich schreiben?

Viel­leicht über das, was heu­te ein wich­ti­ger Be­stand­teil des Ta­ges war – das Ausmisten.

Es gibt Zei­ten, da ist es gut ein­fach mal al­les, was man so ge­sam­melt oder ein­fach nicht weg­ge­schmis­sen hat, weg­zu­wer­fen – los­zu­las­sen. Sich zu be­frei­en von Ba­last. Das be­freit, aber bis es be­freit ist es Ar­beit und beschwert.

Sa­chen aus­zu­mis­ten, die sich schon seit Jah­ren in Kis­ten oder Re­ga­len be­fin­den ist müh­sam – aber im Nach­hin­ein tut es gut. Wenn denn bloss al­les an ei­nem Tag er­le­digt wer­den könnte.

Doch al­lein ein paar Kis­ten aus­zu­mis­ten dau­ert sei­ne Zeit und dann ist man froh, wenn es in der nächs­ten Zeit Ar­gu­men­te gibt, sich nicht mehr da­mit zu beschäftigen.

Doch ich fin­de, es gibt nie ei­nen per­fek­ten Au­gen­blick fürs Los­las­sen von all zu­lang Gesammelten.

Lei­der sind mein Mann und ich Bü­cher-Fans und ha­ben so­mit sehr vie­le Bü­cher und die aus­zu­sor­tie­ren fällt enorm schwer. Aber im­mer nur neue Bü­cher hin­zu­kau­fen ist auf Dau­er nicht gut, da der Platz in der Woh­nung im­mer mehr schrumpft und so­mit im­mer we­ni­ger Platz für die Luft zum At­men bleibt.

Da­her Platz schaf­fen für Neu­es – auf in den Kampf. Auf in die Be­frei­ung von der selbst­auf­er­leg­ten Enge.